Eine Reihe epidemiologischer und histopathologischer Untersuchungen hat eine enge Verbindung zwischen
Endometriose und Endometriose-assoziiertem Ovarialkrebs erkennen lassen. Dennoch ist nicht bekannt, ob
Endometriose auch als Vorläufer des Endometriose-assoziierten Ovarialkrebses auftritt, oder ob eine
indirekte Verbindung besteht, indem bestimmte Faktoren für beide Krankheiten prädisponieren. Zur Klärung
dieser Frage wurden molekulargenetische Untersuchungen vorgenommen (Prowse AH, et al., 2006):
Seit einiger Zeit mehren sich indirekte Hinweise darauf, dass Endometriose als Vorläufer von Endometriose-assoziierten
Ovarialkarzinomen auftreten kann. In diese Richtung zielen insbesondere Beobachtungen, wonach Endometrioseherde
Merkmale von unbegrenztem Wachstum, vermehrter Vaskularisierung, Invasivität und sogar Metastasierung aufweisen können.
Wenn sich „benigne“ ovarielle Endometriose zu einem malignen ovariellem Tumor entwickelt, sollten in der Endometriose
und dem benachbarten ovariellen Karzinom eine Reihe gemeinsamer genetischer Veränderungen nachweisbar sein.
Aus archivierten Proben von zehn Frauen mit ovarieller Endometriose und assoziiertem Ovarialkrebs
(vier Endometrioid- und sechs Klarzelltumoren) wurden mittels Mikrodissektion jeweils Endometriose- und Krebsanteile
getrennt herauspräpariert. In diesen Geweben wurden mit Hilfe polymorpher Mikrosatelliten-Marker nach Verlust
der Heterozygotie (loss of heterozygosity; LOH) gefahndet.
Hoher Grad der Übereinstimmung an Verlust der Heterozygotie
In den Proben von Ovarialkarzinomen wurden 63 Fälle von LOH entdeckt. Hiervon kamen 22 dieser LOH auch in den
korrespondierenden Proben der Endometriose vor, wobei jedes Mal das gleiche Allel betroffen war. In acht der
untersuchten Fälle ließen Wahrscheinlichkeitsberechnungen nur den Schluss zu, dass sich das ovarielle Karzinom
aus ovarieller Endometriose entwickelt hat.
FAZIT: Die Identifizierung gemeinsamer molekulargenetischer Veränderungen
in Endomeriose und Endometriose-assoziiertem Ovarialkrebs ist ein starkes Indiz dafür, dass Endometriose
als Vorläufer von Ovarialkrebs auftreten kann.
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Um zukünftig möglicherweise Frauen mit Endometriose erkennen zu können, bei denen ein erhöhtes Risiko für die
Progression zu einem Endometriose-assoziierten Ovarialkarzinom besteht, müssen allerding Gene identifiziert
werden, die an der Entstehung von Endometriose und der nachfolgenden malignen Entartung beteiligt sind.
Prowse AH, Manck S, Varma R, et al. 2006. Molecular genetic evidence that endometriosis is a precursor of
ovarian cancer. Int J Cancer 119:556-562.
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